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Ihr aktueller Aufenthaltsort: Brauersdorf: - >Ein Tal der Erinnerungen<




27. März 1969


Nur fünf Interessenten für Holz vom Obernauer Hauberg

90 Hektar sollen mit Fichten aufgeforstet werden



Obernau. Der Auftakt für die Arbeit in Feld und Flur begann für die Siegerländer Landwirte von je her mit der Haubergsarbeit. Mit den ersten Sonnenstrahlen im März ziehen die Männer und Frauen in den ländlichen Bezirken in den zum Dorf gehörenden Hauberg, um den Anteil gemäß das zum Abholzen bestimmte Waldstück einzuteilen. Das geschieht mit den sogenannten Haubergsgerten, langen Holzstäben, auf denen sogar um den Anteilen der Einzelnen gerecht zu werden, 5-cm-Markierungen angebracht sind.

Der Obernauer Haubergsvorsteher Adolf Klein hatte dieser Tage alle ehemaligen Bewohner des Dörfchens Obernau, die Anteile an der Obernauer Haubergsgenossenschaft haben, zum diesjährigen "Hauberchdeiln" benachrichtigt. Es waren jedoch nur fünf erschienen, die wiederum nur insgesamt einen halben Hektar Hauberg abholzen wollten.

Bei dem durch die Umsiedlung bedingten Hausneubau haben die ehemaligen Obernauer fast alle Ölheizungen eingebaut. Durch die Aufgabe der Landwirtschaft verfügen sie auch nicht mehr über das notwendige Fuhrwerk. Und so bemühen sie sich auch nicht mehr um den Hauberg. Wie der Vorsteher erklärte, haben sie zur Zeit noch 90 Hektar reinen Hauberg. Dieser soll aber, wie es auch schon seit Jahren gehandhabt wird, mit Fichten aufgeforstet werden.
Früher wurden im Obernauer Hauberg vier bis sieben Hektar jährlich abgeholzt. Einige verkauften bis zu 1000 Zentner geschnittenes Haubergsholz. Sie hatten dann immer noch genug für den eigenen Bedarf übrig.
                                                                        


Es waren nur noch fünf Interessenten,
die sich am Obernauer Hauberg
um Holz bemühten.
Zwei davon sind hier an der Arbeit.
WP-Foto: Werthenbach

Haubergsvorsteher Adolf Klein: "Däd es jo he däd Johr wörre verflixt wärnisch dem obforschde onablanze, wenn öd so wierer gärd !" Und das obwohl jeder, der will, sich in Obernau soviel Haubergsholz Einteilen abschlagen darf wie er möchte. Man braucht sich nur zuvor bei Adolf Klein zu melden.

"No da haud wadd ihr bruchd"

Das Einteilen des Haubergs erfolgte in Obernau ohne Meßlatten. Klein fragte lediglich, wieviel Wagen Holz jeder haben wolle und antwortete dann: "No da haud wadd ihr bruchd". Die Haubergsgenossen früherer Zeiten würden sich wohl im Grab umdrehen, wenn sie von dem allgemeinen Niedergang der ehemals hoch in Blüte stehenden Siegerländer Haubergswirtschaft erfahren würden. Früher wurde das Brennholz der 20-jährigen Bestände benötigt. Die vielen Gerbereien, damals über 40 im Siegerland, brauchten die Lohe (Eichenrinde) zum Gerben der Tierhäute. Diese geschälte Baumrinde brachte damals den Haubergsgenossen zusätzliche bare Einnahme. Ebenfalls wurden Wagenladungen Schanzen verkauft. Dann wurde wurde der Berg nach dem Abtreiben gehackt, Äste und "Braase" verbrannt und anschließend Korn gesät, das besonders üppig gedieh. Junge Baumtriebe wurden als sogenannte "Böscheschanze" für die Schafhaltung im Winter gebunden Der Hirte ließ im Sommer die Herde im schattenspendeten Hauberg weiden.

Durch diese damals intensive Nutzung des Haubergs, besonders durch das Hacken, gediehen nach Auffassung vieler alter Siegerländer die Waldbeeren. Die alten Dörfler erzählen noch heute: "Vah dä Monne on Woalwörn, di sö us döm Hauberch i de Stadt geschläbd hädde"                                                                


                          Artur Werthenbach



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