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Ihr aktueller Aufenthaltsort: Aktuelles - >Ein Tal der Erinnerungen<




27. April 1964



Deuz zur Aufnahme der Nauholzer bereit
Voraussetzung: Bau eines Verbindungsweges

Landbesitzer: "Von uns kriegen die Nauholzer keine Rute"



Nauholz. (WP 27.04.1964) In einer außerordentlichen Gemeinderatssitzung wurde am Freitagabend im Deuzer Gasthof Klein der Beschluß gefaßt, den Bürgern von Nauholz in Deuz eine neue Heimat zu bieten. Die Gemeinde Nauholz muß, wie wir berichteten, der neuen Obernautalsperre weichen. Nach einer Ortsbesichtigung am Freitag vergangener Woche hatten sich die Bürger von Nauholz entschlossen, in das Tal "Auf den Weiden" umzusiedeln. Einen zweiten Vorschlag innerhalb der Deuzer Ortsmitte am Hang oberhalb der ev. Schule und Kirche ihre neuen Häuser errichten zu lassen, lehnten die Nauholzer einstimmig ab. Der Deuzer Beschluß am Freitagabend fiel nach eingehender Debatte über das Für und Wider der beiden angebotenen Baugelände. Lediglich einer der zwölf Gemeindevertreter stimmte gegen die Ansiedlung der Nauholzer in Deuz.

Der akzeptierte Beschlußvorschlag des Verwaltungsamtmanns Schlemper besagt, daß der Gemeinderat von Deuz grundsätzlich bereit sei, die Bürger von Nauholz aufzunehmen. Dem Gelände "Auf den Weiden" stimme der Rat aber nur mit starken Bedenken zu. Voraussetzung für diesen Beschluß sei, daß der Wasserverband Siegerland alle Kosten der Geländeerschließung und des Ausbaus eines fünf Meter breiten Verbindungsfahrweges (einschließlich Beleuchtung) übernehme. Zu den Kosten gehöre weiterhin die Sicherstellung einer einwandfreien Wasserversorgung des neuen Ortsteils. Die Nauholzer müssen sich zudem verpflichten, mindestens 20 Häuser "Auf den Weiden" zu bauen. Gegenwärtig sind 25 Haushalsvorstände bereit, sich an der Ansiedlung in Deuz zu beteiligen.

Der Deuzer Bürgermeister Reuter begrüßte zu Beginn der Sitzung vor allem den Nauholzer Bürgeremeister Klappert, die Bewohner von Nauholz und Kreisbaurat Flosdorf, der die Verpflichtung des Wasserverbandes den Nauholzer Bürgern gegenüber noch einmal bekräftigte. Die etwas abgelegene Lage des Tals "Auf den Weiden" werde natürlich die Kosten für die Versorgungsleitungen in die Höhe treiben. Ebenso müßten die schulischen Verhältnisse geklärt werden, denn der Weg zur Deuzer Schule betrage rund zwei Kilometer. Man könne es weder den Eltern noch den Kindern zumuten, die Landstraße Netphen - Deuz als Schulweg zu benutzen. Diese Feststellung veranlaßte den Rat, vom Wasserverband den Ausbau eines Weges über die Beienbacher Höhe nach Deuz als Voraussetzung für einen Beschluß zu fordern


Amtsbürgermeister und Gemeindevertreter Klein lobte den Entschluß der Nauholzer, einer für das ganze Siegerland vorteilhaften Talsperre wegen das Opfer der Aussiedlung zu bringen. Umso weniger sei die Auffassung einiger Landbesitzer von Deuz und Beienbach zu verstehen, die gesagt hätten: "Von uns kriegen die Nauholzer keine Rute". Das Schicksal der Bewohner von Nauholz sei in erster Linie ein menschliches. Sie verließen ihre Heimat, die unter normalen Umständen auch ihren Kindern und Kindeskindern als Waldbauern noch Brot und Auskommen geboten hätte.

Klein hielt allerdings einen "übereilten" Beschluß für verkehrt, denn viele Einzelheiten müßten noch eingehend besprochen werden. Vor allem müsse man verhindern, daß Deuz mit riesigen Kosten belastet werde, die an sich andere bezahlen müßten. Bürgermeister Reuter und Gemeindevertreter Dietrich vertraten jedoch die Ansicht, eine Vertagung sei nicht mehr am Platze. Man könne eine Blockierung des Talsperrenbaus der Allgemeinheit gegenüber nicht verantworten.




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