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Ihr aktueller Aufenthaltsort: Aktuelles - >Ein Tal der Erinnerungen<




15. Oktober 1961

Grundbesitzer im Obernautal wollen
eine Interessengemeinschaft bilden

Frage der Entschädigung im Vordergrund - Unklarheit über Obernau


Brauersdorf. (WP 15.10.1961) In einer Versammlung von etwa 50 Grundbesitzern aus den Gemeinden Obernau, Brauersdorf und Nauholz, die am Dienstag im Gasthof Werthenbach im Beisein von Kreislandwirt Feldmann und Geschäftsführer Dominicus stattfand, ist die Gründung einer Interessengemeinschaft der durch den beabsichtigten Bau einer Talsperre betroffenen Grundbesitzer angeregt worden. Eine solche Interessengemeinschaft soll vor allem die Entschädigung behandeln und eine Kommission wählen, die in dieser Angelegeneheit mit dem Wasserbeschaffungsamt verhandeln kann.

In der von Bezirkslandwirt Wilhelm Höcker (Nauholz) eröffneten Versammlung waren sämtliche betroffenen Grundbesitzer aus den genannten Orten erschienen. Die Frage der Teilnehmer aus Obernau konzentrierte sich vor allem auf die Frage, wie weit das Einzugsgebiet der künftigen Talsperre reichen werde und ob das Dorf Obernau, ähnlich wie ein Teil von Brauersdorf, wo etwa 13 Häuser beseitigt werden müssen, in der Talsperre verschwinden werde. Man war der Auffassung, daß die Planung an verantwortlicher Stelle zweifellos in allen Einzelheiten bekannt sei, man vermisse deshalb eine genaue Aufklärung. Die Anbringung von Markierungszeichen, das Vermessen und Nivellieren im Hinblick auf den beabsichtigten Wasserspiegel und die öffentlichen Hinweise auf das Volumen und den Gesamtkostenbetrag seien dafür Beweis genug. Landwirt Heinrich Kölsch (Brauersdorf), kritisierte, daß die Vermessungen teilweise auf den Grundstücken vorgenommen worden seien, ohne daß man die Besitzer gefragt habe.


Biggetal kein Maßstab?

Zur Frage der Grundbesitz-Entschädigung teilte Assessor Dominicus der Versammlung Zahlen über Beträge mit, wie sie vor etwa sieben bis acht Jahren, bei Beginn des Biggetalsperenbaus an kleinere Grundbesitzer gezahlt worden sind. Die genannten Preise bewegten sich zwischen 14 und 40 DM je Rute. Diese Mitteilung wurden jedoch von der Versammlung mit Skepsis aufgenommen. Landwirt H. Schmallenbach (Obernau) war der Ansicht, daß die Entschädigungs-Richtpreise aus dem Raum der Biggetalsperre für den hiesigen Raum nicht in Betracht kämen. Schmallenbach meinte, die Wiesen im Biggetal könnten mit den Rieselwiesen um Obernau, Brauersdorf und Nauholz mit ihrem Hang- und Rückenbau, deren Qualität weithin bekannt sei, nicht verglichen werden.


Auch indirekter Schaden

Der Sprecher war weiter der Meinung, daß den Betroffenen durch den Talsperrenbau die besten Grundstücke verlorengingen. Abgesehen von dem ideellen Wert, nämlich, daß die seit Jahrhunderten von den Vorfahren kultivierten Gebiete betroffen seien, müsse man auch an den indirekten Schaden denken. Durch die ausfallende Futtergrundlage werde unter Umständen die Viehhaltung zwangsweise reduziert, die Ställe also halb leer stehen, so daß die vorhandenen Räume für die Futterbevorratung nicht mehr ausgenutzt werden könnten. Hinzu komme schließlich der Ausfall an Stalldung, der den an den Hängen gelegenen Feldern verlorengehe und die Ernteerträge herabsetze.


Gutachter nicht beliebt

In Anbetracht der "lukrativen Kapitalanlage" für die Wasserwirtschaft, wozu der Staat 50 Prozent als verlorenen Zuschuß leiste, so führte Schmallenbach weiter aus, sei es auch nicht mehr als recht, daß die Grundbesitzer ihren Verhältnissen entsprechend entschädigt würden. Assessor Dominicus machte den Vorschlag, die Preise durch einen neutralen Gutachter festsetzen zu lassen. Dieser Vorschlag fand jedoch wenig Anklang in der Versammlung, die sich vielmehr auf Initiative von Landwirt Schmallenbach grundsätzlich darüber einigte, demnächst die Gründung einer Interessengemeinschaft vorzunehmen, die sich mit der Sache verantwortlich befassen soll.



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