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Ihr aktueller Aufenthaltsort: Aktuelles - >Ein Tal der Erinnerungen<
Brauersdorf, 30. März 1968
Hohe Zeit des Haubergs vorbei
Holz findet kaum noch Käufer
Einschlag hat begonnen - Mit Axt, Motorsäge und Knipp
Brauersdorf. (WP 30. 03. 1968)
Das schöne Wetter der letzten Tage hat die Landwirte zur Arbeit in den Hauberg gelockt. Die Tätigkeit im Hauberg vollzieht sich nach einem uralten Rhythmus. Zuerst wird das Haubergsstück abgemessen und in die sogenannte "Stammjöh" eingeteilt.
Zu einem solchen Stammjöh gehören mehere Haubergs-Anteiler, die dieses Stück dann wieder anteilsmäßig aufteilen. Je nach Anteil richtet sich das Abstecken mit dem "Moosingstefde", daumendicke Äste, die ins Erdreich geschlagen werden und mit dem Haubergszeichen versehen sind.
Diese Haubergszeichen sind seit Generationen unverändert. Es kann ein Hahnenfuß sein, ein Fünfer oder Zehner, und die Zeichen sind mit den Besitzern eng verbunden, weil sie mit dem Haubergsanteil mitvererbt werden.
In früheren Jahren hörte man in dieser Jahreszeit kräftige Axtschläge. Doch von Jahr zu Jahr nimmt das Geräusch der knatternden Motorsägen zu und übertönt die Beilhiebe. Aber für das Herausschlagen der Baumkronen und für die Schanzen ist ein Werkzeug aus Urgroßvaters Zeiten unersetzlich: das bewährte Haubergsknipp, das übrigens auf dem Wappen unseres Kreises zu sehen ist.
Aber auch die Tage dieses Schlagmessers scheinen bald gezählt zu sein. Die Haubergsflächen schrumpfen von Jahr zu Jahr und weichen neuen Bauplätzen. Die Vorfahren der Siegerländer Haubergsgenossen würden sich gewiß vor Entsetzen im Grabe umdrehen, müßten sie mit ansehen, wie viele "Joh" heutzutage gar nicht mehr abgeholzt werden. Selbst das geschlagene Holz, fertig auf den "Holzhöbbeln" gestapelt, wird oft nicht mehr abgefahren. Das Vordringen von Öl- und Gasheizung, das Fehlen des geeigneten Fuhrwerks, die Aufgabe der Landwirtschaft - alles das sind Faktoren, die das Sterben des Haubergs beschleunigen. AW