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Ihr aktueller Aufenthaltsort: Aktuelles - >Ein Tal der Erinnerungen<







02. August 1961

Soll Gebiet der Obernautalsperre auch eine "tote Zone" werden?

Brauersdorfer schreibt Leserbrief und macht Gegenvorschläge: "Noch ist es früh genug..."


Brauersdorf. In der Amtsvertretersitzung vor einigen Tagen in Netphen wurde deutlich, welche Erwartungen die Einwohner von Brauersdorf, Obernau und Nauholz an die geplante Obernautalsperre stellen. Sie wollen eine Sommertalsperre die als Magnet für Urlauber und Erhohlungssuchende dient und so den finanziellen Schaden wettmachen soll, der durch den Land- und teilweise sogar Existenzverlust zu erwarten ist. Die Äußerung des Oberkreisdirektors Dr. Moning vor einigen Monaten, die Obernautalsperre werde vermutlich eine Trinkwassertalsperre, hat die Landwirte hellhörig werden lassen. Sie befürchten, daß damit rund um die Sperre eine tote Zone entsteht, wie sie an der Breitenbachtalsperre vorhanden ist. Noch ist die endgültige Entscheidung über die Art der Talsperre nicht gefallen, wenn auch, die Geologen und Hygieniker in ihren ersten Gutachten für eine Trinkwassertalsperre plädieren.


Wie sehr den Bewohnern der drei betrroffenen Orte das Problem am Herzen liegt, zeigt ein Leserbrief mit der Überschrift: "Appell an die Bevölkerung des Siegerlandes". Ein Brauersdorfer Bürger bringt in diesem Schreiben zum Ausdruck, daß die Talsperre in einem der landschaftlich schönsten Winkel des Siegerlandes liegen wird und die Voraussetzungen bieten würde für ein ideales Erholungs-, ferien- und Ausflugsziel.

Weiter heißt es: "Nun sollen dem Besucher auf Schritt und Tritt die grimmig-deutschen Schilder androhen ,Bei Strafe verboten: Kein Schwimmen, Rudern, Segeln, kein Badestrand, keine Liegewiese!' Es würde also praktisch ein totes Gebiet." Man wage es, den heutigen technischen Möglichkeiten den Wassersportbegeisterten, den Jugendlichen und ihren Eltern so etwas zuzumuten. Man spreche von einem Freibad vor der Sperrmauer. Der Schreiber bezeichnet eine solche Idee als blanken Unsinn. Er schlägt den Einbau einer Filteranlage vor, deren Kosten im Vergleich zu den gesamten Baukosten gering seien.


Als Vorteile führt der Schreiber an: Eine gute Steuereinnahme aus den vorhandenen und noch entstehenden Gastwirtschaften und Pensionen, das Aufkommen der Grundbesitzsteuer usw.; eine Maßnahme erster Ordnung für die Erhaltung der Volksgesundheit; Schwimm- und Wassersportgelegenheit auch für die Erhohlungssuchenden denen ein Besuch weiter entfernt liegender Gewässer aus finanziellen Gründen nicht möglich ist; neue Existenzmöglichkeiten für die "vom Wasser vertriebenen Bauern"; neuer starker Anziehungspunkt im Siegerland für den geldbringenden Fremdenverkehr; Entlastung der bei gutem Wetter ohnehin überlaufenden Siegerländer Freibäder. Der Verfasser des Schreibens gibt der Hoffnung Ausdruck, daß´die dadurch entstehenden Einnahmen die für die Filteranlage aufzubringenden Kosten in kurzer Zeit amortisieren würden.


"Ich frage euch, Siegerländer, weshalb rücken die direkt oder indirekt Verantwortlichen solche Gesichtspunkte nicht in den Vordergrund? Wir wollen hoffen, daß die Talsperrenpläne nur deshalb in dieser Form gedeihen konnten, weil manche einflußreiche Persönlichkeiten und Körperschaften bisher noch nicht befragt und eingeweiht waren. Noch ist es früh genug, alles zu ändern", schließt das Schreiben des Brauersdorfers, der mit seiner Meinung gewiß den größten Teil der Betroffenen hinter sich weiß.




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