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Ihr aktueller Aufenthaltsort:  Aktuelles - >Brauersdorfer Totenkreuz nach mehr als 40 Jahren wieder da<



Brauersdorf, 07. Oktober 2007



Ortsvorsteher Günter Becker gab das
Totenkreuz an den Waldkapellenverein weiter.
                                               Foto: Kunz



Brauersdorfer Totenkreuz
nach mehr als 40 Jahren wieder da


Ortsvorsteher Günter Becker: Faszinierendes Relikt soll in die Waldkapelle - Dachbodenfund bei Hesselbach's


Brauersdorf. (mku) Wer in den Angeboten eines großen Internet-Auktionshauses etwas von einem „Dachbodenfund“ liest, geht von einem angestaubten und billigen Schnäppchen aus. Angestaubt ist das auch, worum es in den nachfolgenden Zeilen geht. Aber billig? Nein. Eher eine kleine Sensation.

„Das ist eine ganz besondere Arbeit“, sagt Ortsvorsteher Günter Becker mit leichter Ehrfurcht. In seinen Händen hält er ein Kreuz aus Holz, mit einer kunstvoll geschnitzten Jesus-Figur. Unter dessen Füßen befindet sich ein Totenschädel. „Wo gibt es so etwas sonst“, fragt Becker.

Es ist ein Totenkreuz, in früheren Jahren wurde es den Beerdigungszügen voran getragen, die aus den drei Dörfern Brauersdorf, Obernau und Nauholz Richtung Netphen zogen. Seit mehr als 40 Jahren war es nicht mehr im Einsatz. Seit mehr als 40 Jahren galt es vor allem als verschollen.



„Wenn jemand gestorben war, kam der Unternehmer August Wagener (Kregersch) aus Netphen und hat die Leiche mit seinem Totenwagen abgeholt“, erinnert sich Maria List. Viele Jahre ging das so, bis zum 25. Juli 1966. „Da ist die letzte Fahrt in den Kassenbüchern verzeichnet“, hat die Seniorin herausgefunden. Vier Tage zuvor war Frau Kolanus aus Brauersdorf verstorben, stehe im amtlichen Register. Den Vornamen hat sie nicht mehr im Kopf. Aber an die Frau kann sie sich noch gut erinnern. „Viele haben sie gekannt, sie war etwas ganz Besonderes“, sagt Maria List.


Für Frau Kolanus wurde das Kreuz noch einmal herausgeholt und von einem Schuljungen dem Trauerzug vorangetragen. „Mein Vater hat die Glocke in Brauersdorf geläutet. Ich musste immer unten am Weg aufpassen, wenn der Zug in Sicht kam.

Die Glocken läuteten, bis er die Gemarkung Brauersdorf wieder verlassen hatte“, erzählt die 71-Jährige. Und nach diesem letzten Zug vor 41 Jahren wurde das Kreuz eingemottet. „Danach wurden die Toten direkt in Netphen beerdigt, das Kreuz kam dann aus der dortigen Kirche“, sagt Günter Becker. „

Der vorletzte Verstorbene war übrigens am 12. Juli 1966 der letzte Gemeindeschäfer. Mit ihm verschwand auch diese Tradition“, wirft Maria List noch ein.


Im Haus der Familie Wilhelm - bevor es der
Talsperre weichen musste - wurde das
Totenkreuz aufbewahrt.



Das Kreuz wurde von der Familie Heinrich Wilhelm, später Hesselbach aufbewahrt, landete nach diesem Tag auf dem Dachboden in Brauersdorf und wurde mehr oder weniger vergessen. Bis vor wenigen Wochen, als die aktuelle Generation der Familie mit dem Ausräumen des Dachgeschosses begann. „Beinahe wäre das Kreuz auf dem Müll gelandet, aber sie haben es noch rechtzeitig entdeckt und mich angerufen“, sagt Becker. Jetzt hat er das gute Stück in seiner Garage. Dort soll es aber natürlich nicht bleiben. Geplant ist, das Totenkreuz aufarbeiten zu lassen. Danach soll es einen guten Platz in der Waldkapelle bekommen, an jenem Ort, der am besten an die versunkenen Dörfer und die Vergangenheit rund um die Obernau erinnert.



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