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Ihr aktueller Aufenthaltsort:  Aktuelles - >Ein Tal der Erinnerungen<



Brauersdorf, 01. April 1970


Unter wissenschaftlicher Beratung Dr. Latours

Experiment: Meeresfische sollen in der
Obernautalsperre ausgesetzt werden

Fischereirechte für Krankenhäuser - Salzanschüttung an zwei Stellen



02.04.1970

"April, April"

Heimische Angler können wieder hoffen. Nach Protestanrufen beim Wasserverband fühlten sich viele Angler betrogen. Der Wasserverband gab Entwarung: "War alles nur ein April-Scherz!". Baudirektor Hoffmann aus Niederschelden "alias Dr. Latour" hatte Modell für den Scherz gestanden.



Baudirektor Grebe und Bürgermeister Zimmermann begrüßen Dr. Latour vom Meeresforschungsinstitut in Kiel.
                                WP-Foto: Werthenbach


Von Artur Werthenbach

Brauersdorf. (WP 01. 04. 1970) Der Streit und Wettbewerb um die Anpachtung der Fischereirechte an der Obernautalsperre ist nun nach einem salomonischen Urteil des Wasserverbandes Siegerland endgültig beigelegt. Der Angelverein Netpherland glaubte besonders dieses Gewässer beanspruchen zu können, zumal sie auch die volle Unterstützung und Befürwortung von Bürgermeister Zimmermann und Gemeindedirektor Ermert fanden.

Dieser noch verhältnismäßig junge Verein hatte im Hinblick auf die Anpachtung der Obernautalsperre in letzter Zeit über 80 Neuanmeldungen zu verzeichnen. "Gerade Angeln ist ein Ausgleichssport des kleinen Mannes in der heutigen Zeit voller Hetze", betonte Zimmermann. Aber noch andere finanzkräftigere Siegerländer Angelvereine und Private versuchten mit allen Mitteln, sich die Fischereirechte an der Obernautalsperre zu sichern.


Um allen Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen, hat der Wasserverband Siegerland die Fischereirechte der Obernautalsperre ausschließlich dem Jung-Stilling-Krankenhaus und dem St.-Marien-Krankenhaus in Siegen eingeräumt, die auch den Besatz und die Abfischung vornehmen werden. Nach den Verlautbarungen der Krankenhausverwaltungen soll die Abfischung nicht mit der Angel, sondern von einem Ruderboot aus mit Netzen von den Hausmeistern vorgenommen werden. Die Fische sollen in den Diätküchen für Kranke mit Eiweiß- und Proteinmagel zubereitet werden.

Dr. Latour vom Meeresforschungsinstitut in Kiel wird den Krankenhausverwaltungen als wissenschaftlicher Berater und Sachverständiger bei Besatz und Abfischung der Talsperre zur Verfügung stehen. Das Meeresforschungsinstitut in Kiel wird dabei in Zusammenarbeit mit den beiden Krankenhäusern ein seit längerem wissenschaftlich umstrittenes Forschungs- und Versuchsexperiment vornehmen. Man will versuchen, Salzwassersetzlinge (also Meeresfische) in diesem Süßgewässer zur Aufzucht zu bringen. Laborversuche in Kiel haben nach Bestätigung von Dr. Latour in solchen süßwasserangewöhnten Fischen einen besonders hohen Eiweiß- und Proteingehalt ergeben.



Dr. Latour erläutert an dem Talsperrenmodell
die Einzelheiten des Forschungsprojektes.
                                  Foto: Werthenbach


Die Fischmalzeiten aus der Diätküche sollen bei bestimmten Krankheiten zu verblüffenden Heilungserfolgen geführt haben.

Zur Eingewöhnung der Salzwassersetzlinge wird an zwei Stellen der Obernautalsperre eine Salzschüttung vorgenommen, die den elementaren Übergang der Meeresfische gewährleisten soll. Dr. Latour versicherte, daß in absehbarer Zeit die Ernährung der ständig wachsenden Menschheit zum größten Teil aus den Reichtümern des Meeres erfolgen müsse, und nicht durch eine unkontrollierte Meeresausbeute, was die völlige Ausrottung von Fischarten zur Folge haben würde, sondern durch eine "Meeresernte" auf wissenschaftlicher Basis.


Als ein Steinchen in einem wissenschaftlichen Forschungsmosaik bezeichnete Dr. Latour bei seinem Besuch im Verwaltungsgebäude des Wasserverbandes Siegerland in Hüttental bei dem sehr angeregten Orientierungsgespräch mit Bürgermeister Zimmermann, Baudirektor Grebe und dem techn. Leiter des Wasserverbandes, Schäfer, dieses Forschungsexperiment in der Obernautalsperre.



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